Alternativen zu herkömmlichen Social-Media-Plattformen gewinnen an Popularität, insbesondere die dezentrale Microblogging-Plattform Mastodon und das neue Projekt Bluesky. Beide streben danach, eine freie und faire Social-Media-Plattform zu bieten und haben viele Ähnlichkeiten mit Twitter.
Die sozialen Medien haben sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Plattformen wie Facebook, die einst das Internet dominierten, werden mittlerweile von einer jüngeren Generation zunehmend skeptisch gesehen. Auch Twitter, einst Hort der freien Meinungsäußerung, hat sich gewandelt. Seit der umstrittenen Übernahme durch Elon Musk ist die Plattform geprägt von Kontroversen um fragwürdige Inhalte und massenhafte Abwanderung von Nutzern.
Vor diesem Hintergrund gewinnen Alternativen an Popularität. Allen voran die dezentrale Microblogging-Plattform Mastodon, aber auch das noch junge Projekt Bluesky. Beide wollen das Versprechen einer freien, fairen Social-Media-Plattform neu erfüllen. Sie bieten funktionale Ähnlichkeiten mit Twitter, setzen aber auf andere technische und philosophische Grundlagen.
In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf Mastodon und Bluesky. Wir stellen die Plattformen und ihre Besonderheiten vor, vergleichen sie mit Twitter und diskutieren, welche Bedeutung solche Alternativen in unserer digitalen Welt haben könnten.
Mastodon und Bluesky: Eine Einführung
Mastodon ist eine quelloffene, dezentralisierte Alternative zu Twitter, die 2016 von dem deutschen Softwareentwickler Eugen Rochko ins Leben gerufen wurde. Mastodon besteht nicht aus einer zentralen Plattform, sondern aus einem Netzwerk von vielen einzelnen Mastodon-Servern ("Instanzen"), die miteinander verbunden sind. Jeder kann einen eigenen Mastodon-Server betreiben. Die Nutzerkonten sind nicht an eine bestimmte Instanz gebunden, man kann mit Nutzern anderer Server interagieren. Mastodon ähnelt optisch und funktional Twitter, bietet aber mehr Möglichkeiten zur Personalisierung und Moderation von Inhalten.
Bluesky ist ein Projekt, das 2019 von Twitter selbst initiiert wurde, um eine alternative, quelloffene Social-Media-Plattform zu entwickeln. Anders als Twitter soll Bluesky komplett Open Source sein. Bluesky befindet sich derzeit noch in der Entwicklung, aber einige Grundkonzepte sind bereits bekannt. So soll Bluesky ein dezentrales System aus vielen Servern werden, ähnlich wie Mastodon. Jeder Server kann eigene Regeln aufstellen. Ein cleveres Routing-System soll sicherstellen, dass Beiträge nur Nutzern angezeigt werden, deren Server mit den Inhalten einverstanden sind. Dadurch sollen problematische Inhalte effektiv moderiert werden können.
Vergleich zwischen Twitter, Mastodon und Bluesky
Twitter, Mastodon und Bluesky mögen auf den ersten Blick sehr ähnlich erscheinen, aber bei genauerem Hinsehen gibt es einige wichtige Unterschiede zwischen den Plattformen.
Funktionen
Twitter bietet die klassischen Funktionen wie Tweets, Retweets, Likes und Direktnachrichten. Mastodon hat ähnliche Funktionen, ermöglicht aber mit "Toots" längere Nachrichten und hat eine stärkere Fokussierung auf Communities. Bluesky will mit neuen Funktionen wie "Rereplys" und einer chronologischen Timeline punkten.
Moderation
Twitter steht oft in der Kritik, nicht genug gegen Hassrede und Falschinformationen zu unternehmen. Mastodon setzt auf dezentrale Moderation durch die verschiedenen Server-Admins. Bluesky verspricht durch demokratische Abstimmungsprozesse eine "gesunde Konversation" zu ermöglichen.
Geschäftsmodell
Twitter finanziert sich hauptsächlich durch Werbung. Mastodon ist werbefrei und finanziert sich durch Crowdfunding. Bluesky plant ein Mix aus Werbung, Abo-Modellen und Micropayments.
Nutzererfahrung
Auf Twitter fühlen sich viele Nutzer vom Algorithmus gesteuert. Mastodon setzt auf eine chronologische Timeline. Bluesky will mit personalisierbaren Filterfunktionen eine balance Nutzererfahrung schaffen.
Reichweite
Twitter hat international über 300 Millionen aktive Nutzer. Mastodon kommt derzeit auf etwa 1 Million Nutzer. Bluesky startet 2023 und muss sich erst etablieren.
Es bleibt abzuwarten, ob Twitter langfristig seine Vormachtstellung behalten kann oder ob eine der Alternativen relevante Teile der Community für sich gewinnen wird. Die Zukunft der sozialen Medien ist noch offen.
Die Bedeutung von Alternativen in der digitalen Welt
Die jüngsten Entwicklungen um Twitter haben gezeigt, wie wichtig es ist, dass Nutzer Alternativen zu den etablierten sozialen Netzwerken haben. Lange Zeit schien es, als gäbe es keine ernstzunehmenden Konkurrenten für die Platzhirsche wie Twitter und Facebook. Doch das hat sich in den letzten Jahren geändert.
Mit Mastodon und Bluesky gibt es nun valide Alternativen, die den Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten und ihr Nutzererlebnis bieten. Sie zeigen, dass es durchaus möglich ist, soziale Netzwerke aufzubauen, die nicht auf maximale Monetarisierung und ständiges Nutzer-Tracking ausgelegt sind.
Diese Vielfalt an Angeboten ist wichtig für ein gesundes digitales Ökosystem. Sie ermöglicht es den Nutzern, die für sie am besten geeignete Plattform auszuwählen. Und sie hält die etablierten Netzwerke auf Trab, sich weiterzuentwickeln und auf die Bedürfnisse der Community einzugehen.
In einer Welt, in der ein Großteil des sozialen Lebens online stattfindet, ist es entscheidend, dass Nutzer Einfluss auf die Gestaltung dieser Räume haben. Deshalb sollten Alternativen wie Mastodon und Bluesky unterstützt und gefördert werden. Auch wenn ihre Reichweite noch gering ist, können sie einen Gegenpol zu den Datenkraken der Branche bilden. So bleibt zu hoffen, dass sie den Weg in eine selbstbestimmtere Social-Media-Welt weisen.
Was wir dazu sagen
Die Zukunft der sozialen Medien ist ungewiss. Twitter war lange Zeit eine der dominierenden Plattformen, aber die jüngsten Entwicklungen haben gezeigt, dass keine Plattform unantastbar ist. Mastodon und Bluesky sind ernstzunehmende Alternativen mit ihrem eigenen Ansatz.
Ob eine dieser Plattformen Twitter wirklich ersetzen kann, bleibt abzuwarten. Entscheidend wird sein, ob sie genügend Nutzer anziehen können, um eine kritische Masse zu erreichen. Die Netzwerkeffekte sind in sozialen Medien enorm wichtig.
Unabhängig davon ist es für eine gesunde Entwicklung der sozialen Medien unerlässlich, dass es Konkurrenz und Alternativen gibt. Monopolstellungen bergen immer die Gefahr des Machtmissbrauchs. Die User sollten die Wahl haben zwischen verschiedenen Angeboten mit unterschiedlichen Konzepten. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Interessen der Nutzer im Mittelpunkt stehen.
Die Zukunft wird zeigen, welche Rolle Mastodon, Bluesky und andere Twitter-Alternativen in der weiteren Entwicklung der sozialen Medien spielen werden. Klar ist: Der Wettbewerb ist eröffnet und die User sind die Gewinner.
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