OpenAI kauft das Hardware-Startup von iPhone-Designer Jony Ive. Kostenpunkt: 6,4 Milliarden US-Dollar. Was folgt, ist eine der mysteriösesten Produktankündigungen der Tech-Geschichte – mit Potenzial für den nächsten „iPhone-Moment“ oder ein spektakuläres Scheitern.

Ein Kauf mit Ansage – aber ohne Produkt

Sam Altman, CEO von OpenAI, hält sich nicht mit Understatement auf: Das neue Gerät, das gemeinsam mit Ive und dessen Firma LoveFrom entwickelt wird, sei „das größte, was wir je gemacht haben“. Die Pläne sind ambitioniert: 100 Millionen Geräte sollen bis Ende 2026 ausgeliefert werden. Eine Hochrechnung, die dem Projekt einen wirtschaftlichen Wert von rund einer Billion Dollar zuschreibt.

Und dennoch weiß niemand, worum es sich eigentlich handelt.

Keine Brille, kein Smartphone – aber was dann?

Was bislang bekannt ist, klingt wie die kryptische Produktbeschreibung eines Zukunftsromans:

  • Kein Smartphone, keine AR-Brille
  • „Vollständig bewusst“ deiner Umgebung
  • Passt in die Hosentasche oder auf den Schreibtisch
  • Soll die Bildschirmzeit reduzieren, nicht erhöhen
  • Ein „drittes zentrales Gerät“ neben Smartphone und Laptop

Einige Konzepte geistern bereits durchs Netz – von einer Art sprechendem „Puck“ mit Raumwahrnehmung bis hin zu einem Clip-On-Pin, der kleine holografische Interfaces projizieren kann. Alles Spekulationen – auch wenn sie von OpenAIs eigener KI entworfen wurden.

Der Tech-Moment, der keiner sein darf

Altman will offensichtlich mehr als nur ein weiteres Gadget. Er visiert nicht weniger als die Neuvermessung unserer digitalen Schnittstelle an: Weg von Bildschirmen, hin zur unsichtbaren Interaktion mit KI. Ein Gerät, das zuhört, mitdenkt, vorausplant. Das deinen Kalender kennt, deine Stimmung erfasst – und stillschweigend deinen Kaffee bestellt, wenn es den Morgenmuffel in dir erkennt.

Doch genau hier wird’s heikel.

Die unsichtbare Ethik der Alltags-KI

Ein Assistent, der alles mitbekommt – klingt praktisch. Aber auch beängstigend. Für diese Art von „Ambient Intelligence“ braucht es tiefgreifenden Zugriff auf persönliche Daten, Sensorik im Dauerbetrieb und eine KI, die nicht nur versteht, sondern auch bewertet. Eine Technologie, die dich durchleuchtet – für deinen Komfort. Und für den Profit des Anbieters.

In einer Zeit, in der Datenschutz ein brüchiges Versprechen ist, stellt sich die Frage: Wer kontrolliert die Maschine, wenn sie dich besser kennt als du dich selbst?

Hardware ist brutal

Die letzten Jahre haben gezeigt, wie schwer es ist, erfolgreich Hardware zu bauen – selbst für Tech-Giganten. Google hat mit Glass Schiffbruch erlitten, Meta kämpft mit Reality Labs ums Überleben, Amazon hat gerade erst seine Alexa-Abteilung zusammengestrichen. Und nun kommt ein KI-Unternehmen ohne Hardware-Erfahrung und will in 18 Monaten ein Massenprodukt auf den Markt bringen?

Wenn das klappt, schreiben sie Geschichte. Wenn nicht, bleibt ein teurer Fußabdruck in der Sandkiste der Tech-Geschichte.

Fazit: Ein Drittgerät für die digitale Gesellschaft?

Der Deal zeigt: OpenAI will nicht nur Software schreiben, sondern unsere Realität gestalten – wortwörtlich. Ob das neue Gerät zur Befreiung von der Bildschirmzeit wird oder zum Trojanischen Pferd einer neuen Überwachungsära, hängt davon ab, wie transparent, offen und kontrollierbar diese Technologie entwickelt wird.

Die entscheidende Frage lautet also nicht was dieses Gerät ist, sondern wie wir damit leben wollen.

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