Das Unternehmen Microsoft präsentierte vergangene Woche sein neues Diagnosesystem MAI-DxO, das speziell für die Lösung besonders schwieriger medizinischer Fälle entwickelt wurde. Im Rahmen einer aktuellen Studie analysierte die KI 304 komplexe Patientengeschichten aus dem New England Journal of Medicine und stellte bei 85,5 % davon die korrekte Diagnose.

Zum Vergleich: Ein Team aus erfahrenen Fachärzten kam nur bei 20 % der Fälle zur richtigen Diagnose.

Die Besonderheit des Systems liegt darin, dass MAI-DxO mehrere ärztliche Perspektiven simuliert: Es arbeitet wie ein digitales Expertengremium, stellt gezielte Nachfragen, fordert relevante Laborwerte an und berücksichtigt Budgetbeschränkungen – ähnlich wie in der Praxis, wo unbegrenzte Diagnostik nicht möglich ist. Am Ende prüft die KI ihre eigenen Vorschläge, bevor sie eine Diagnose abgibt.

Die getesteten Fälle stammen allesamt aus dem renommierten New England Journal of Medicine. Sie repräsentieren medizinische „Rätsel“, die oft mehrere Spezialisten über Wochen beschäftigen und in der Regel nicht im Alltag kleiner Kliniken gelöst werden. Laut Microsoft könnte ihr System daher insbesondere dort helfen, wo wenig Fachwissen verfügbar ist.

Wirtschaftlich verspricht die Entwicklung großes Potenzial: In den USA entfallen fast 20 % des Bruttoinlandsprodukts auf Gesundheitsausgaben, ein Viertel davon wird Schätzungen zufolge durch unnötige Diagnosen verursacht. Die KI könnte dazu beitragen, überflüssige Tests zu vermeiden und dennoch die Diagnosequalität zu erhöhen.

Bis das System aber routinemäßig zum Einsatz kommt, sind weitere klinische Studien und Regulierungsprozesse nötig.

Quellen

Die im Text genannten Zahlen und Fakten basieren auf Angaben von Microsoft sowie einer Präsentation der MAI-DxO-Studie mit 304 Fällen aus dem New England Journal of Medicine.

The Path to Medical Superintelligence | Microsoft AI
We make responsible AI to empower people’s lives.
Microsoft says AI system better than doctors at diagnosing complex health conditions
Firm says results of research create ‘path to medical superintelligence’ but plays down job implications

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