Eine Artikel von unserem Gastautor Patrick Meerwald
Der Musik-Streaming-Dienst Deezer führte ein innovatives KI-Erkennungstool ein, das aktuell etwa 10.000 KI-generierte Songs pro Tag identifiziert. Diese machen rund 10 Prozent der täglich neu hochgeladenen Musik auf der Plattform aus. Mit diesem Schritt will Deezer für mehr Transparenz in der Musikindustrie sorgen und gleichzeitig die Rechte menschlicher Künstler:innen schützen.
Herausforderungen und Lösungen für die Musikindustrie
Das vermehrte Aufkommen von KI-generierter Musik stellt die gesamte Musikbranche vor neue Herausforderungen. Kritiker:innnen warnen, dass die kostengünstige und schnelle Produktion von KI-Musik die Marktmacht menschlicher Künstler schwächen wird. Deezer reagiert darauf, indem es nicht nur KI-generierte Inhalte aus den Playlists entfernt, sondern auch das Vergütungsmodell anpasst. Künstler mit einer breiten, aber weniger aktiven Hörer:innenschaft sollen künftig fairer entlohnt werden.
2023 führte Deezer daher das "Artist Centric"-Modell ein, das Künstler mit mindestens 1000 Streams im Monat besser bezahlt und die Einnahmen aus Streaming gezielt an Künstler:innenverteilt, die tatsächlich eine breitere Basis an Hörer:innen ansprechen. Dies soll verhindern, dass KI-generierte Inhalte den Pool der Tantiemen verwässern. CEO Alexis Lanternier: „Unser Ziel ist es, die Rechte von Künstler:innen zu schützen und ihnen eine faire Entlohnung zu gewährleisten.“
Erkennung von KI-generierter Musik
Das neue Tool wurde speziell entwickelt, um automatisch generierte Musik zu erkennen. Gewissermaßen ironisch: Das Produkt selbst funktioniert mittels KI. Es nutzt eine Kombination von Algorithmen, die auf bestimmte Klangmuster und Strukturen achten, die für KI-generierte Werke typisch sind. Das System soll nicht nur bestehende Modelle erkennen, sondern auch neue oder unbekannte Modelle, die bisher nicht erfasst wurden. Das gibt dem Unternehmen die Möglichkeit, auch neue generative KI-Tools zu überwachen. AurelienHerault, Chief Innovation Officer von Deezer: „Unser Ziel war es, das leistungsfähigste KI-Erkennungstool zu entwickeln, das auf unterschiedliche Modelle angewendet werden kann.“
Aktuell erkennt das System Musik von prominenten Anbietern wie Suno und Udio. Diese bieten Möglichkeiten an, ganze Songs mithilfe von Künstlicher Intelligenz zu erstellen. Deezer setzt auf diese Technologie, um sicherzustellen, dass solche automatisch produzierten Inhalte nicht in den algorithmischen Empfehlungen und Playlists der Plattform erscheinen. Langfristig soll das dazu führen, dass menschliche Künstler die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen.
Technologie im Detail
Das Tool basiert auf einer flexiblen Architektur, die verschiedene generative KI-Modelle gleichzeitig erkennt. Es überprüft nicht nur die Musikinhalte, sondern analysiert auch die Metadaten der Songs, um sicherzustellen, dass keine KI-generierten Inhalte fälschlicherweise als menschliche Musik eingestuft werden. Diese Errungenschaft stellt einen bedeutenden Fortschritt dar, da viele frühere Systeme lediglich auf bestimmte, fest definierte Modelle trainiert waren.
Im Dezember 2024 reichte Deezer Patentanmeldungen für seine Erkennungstechnologie ein, um die Entwicklungen weiter zu schützen. Die Technologie ist darauf ausgelegt, auch Deepfake-Stimmen zu erkennen – eine Funktion, die in Zukunft verhindern könnte, dass KI mit den Stimmen berühmter Künstler missbräuchlich Songs erstellt.
Deezer als Vorreiter
Mit diesen verschiedensten Maßnahmen positioniert sich Deezer bei der Identifikation und zu Regulierung von KI-Musik als Pionier in der Musikstreamingbranche. Das Unternehmen setzt nicht nur Maßstäbe für die Erkennung von KI-Inhalten, sondern zeigt, wie die Musikindustrie auf die zunehmende Rolle von KI reagieren kann.