
Von Agathe, der dienstältesten Glitzer-Globetrotterin der Plattform-Wandlung
Man sagt, jedes Unternehmen kommt irgendwann an diesen Punkt: Die Jugend ist vorbei, das Start-up-Tattoo ist verblasst, und plötzlich stellt man fest – oh Schreck! – man ist nicht mehr cool, sondern etabliert. Was dann folgt, ist oft ein Ausbruch, eine Krise, oder – wie im Fall von Airbnb – eine glamouröse Sinnsuche mit 200 Millionen Dollar Budget und KI-Ambitionen.
Denn das ist es, was jetzt passiert: Airbnb entdeckt sich neu. Und zwar nicht auf Bali mit einem Smoothie in der Hand, sondern mit einem Service-Portfolio, das aussieht, als hätte man die Gelben Seiten mit Pinterest und einem Wellness-Retreat gekreuzt.
Vom Übernachten zum Überall-Alles-Buchen
Was früher bedeutete: “Wo schlafe ich in Paris?”, heißt jetzt:
„Wo krieg ich in Paris einen Muskelkater vom Personal Trainer, eine Detox-Maske mit Mikrodermabrasion, ein Michelin-würdiges Menü – und danach ein Gruppenfoto vom zertifizierten Fotografen auf der Dachterrasse?“ Alles via Airbnb. Alles in einer App. Alles ohne je ein Bett zu buchen.
Klingt wie der Concierge eines Fünf-Sterne-Hotels auf Speed? Ganz recht. Brian Chesky, Gründer, CEO und visionärer Frühstücksflockenverkäufer von 2008 (eine wahre Geschichte!), will Airbnb nun endgültig zur Lifestyle-Plattform machen. Und zwar mit:
- 10 Kategorien von Services, von Massage bis Make-up
- 260 Städten weltweit
- Über 10.000 geprüften Anbieter:innen
- Erlebnissen mit Celebrities (Ja, Patrick Mahomes und Conan O’Brien, wir winken euch zu!)
Das neue Airbnb ist kein Bett – es ist ein Butler
Die Services kannst du nicht nur im Urlaub, sondern auch zu Hause buchen. Quasi Wellness für den Alltag, ohne den pyjamabekleideten Fuß vor die Tür zu setzen. Ein bisschen wie Amazon Prime, nur dass statt Paketen jetzt Yogalehrer:innen und Caterer:innen an deiner Haustür klingeln.
Und das ist kein Zufall. Chesky vergleicht sich selbstbewusst mit Amazon – nur für Dienstleistungen. Wer braucht noch ein Hotel, wenn man sein Zuhause in einen Spa, ein Restaurant oder ein professionelles Fotostudio verwandeln kann?
„Airbnb Originals“ – Netflix trifft Mittelklasse-Selbstverwirklichung
Unter dem Label „Airbnb Originals“ kommt dann noch der VIP-Faktor dazu: exklusive Erlebnisse mit Menschen, deren Wikipedia-Eintrag du beim Zähneputzen liest. Zum Beispiel eine Führung durch Notre-Dame mit einer echten Restaurationsarchitektin. Oder ein Tag mit einem NFL-Star, der dich vielleicht sogar mit einem Football an der Hand segnet.
2019 hatte man so etwas schon mal versucht (Stichwort: „Airbnb Adventures“) – aber dann kam Pandemie, Flaute und digitale Ratlosigkeit. Jetzt: großer Relaunch, diesmal mit mehr Glanz, mehr Globalität und über 22.000 buchbare Erlebnisse in 650 Städten.
Und was macht die App? Sie wird schlauer. Und sozialer. Und schicker.
Damit du im Angebots-Dschungel nicht die Übersicht verlierst, wurde die App komplett neu strukturiert. Du findest jetzt klar getrennte Tabs für Unterkünfte, Services und Erlebnisse. Klingt simpel – ist aber das Gegenteil von langweilig.
Denn: Du kannst nach einer Buchung direkt zusätzliche Angebote aus deiner Umgebung vorgeschlagen bekommen, dich mit anderen Teilnehmer:innen verbinden und vielleicht sogar deinen neuen Lieblings-Kochclub gründen. Airbnb wird zum sozialen Netzwerk für Genießende, für die Facebook einfach nicht mehr sexy genug ist.
Und dann ist da noch: KI. Natürlich.
Brian Chesky ist bekanntlich dicke mit OpenAI-CEO Sam Altman, und wo Freundschaft ist, ist bald auch künstliche Intelligenz. Die Vision: Eine Art digitaler Concierge, der dir nicht nur Supportanfragen beantwortet, sondern deine gesamte Reise (und dein Leben?) plant.
Ein KI-Agent, der weiß, dass du montags lieber Thai-Yoga machst und freitags eher nach Craft-Bier-Verkostung klingst. Gruselig? Vielleicht. Praktisch? Oh ja. Zukunft? Wahrscheinlich.
Der Börse gefällt’s – und der Kapitalismus klatscht höflich Beifall
Der Aktienkurs kletterte nach den Ankündigungen um fast drei Prozent. Und das ganz ohne neue Unterkunft, sondern mit dem Versprechen, dass künftig nicht nur Reisen, sondern auch Alltagserlebnisse monetarisiert werden können. Aus dem „Air“ im Namen wird ein atmendes Ökosystem.
Mein ganz persönliches Fazit:
Airbnb ist nicht mehr nur eine Plattform. Es ist ein digitaler Lifestyle-Baukasten mit Selbstverwirklichungsgarantie. Ob das Ganze irgendwann implodiert wie ein schlecht geplanter Wellness-Retreat mit zu viel Lavendelöl, bleibt abzuwarten.
Aber: Es ist mutig. Es ist modern. Es ist ein bisschen größenwahnsinnig. Und genau deshalb lieben wir es.
Und wie immer gilt: Das Leben ist zu kurz für schlechte Marketing. Aber gerade lang genug für eine Mikrodermabrasion in der eigenen Küche.
Bleibt neugierig, bleibt digital – und checkt, wer bei euch klingelt. Vielleicht ist es ja schon der Airbnb-Masseur. Eure Agathe. 💅📲🍷
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