Stell dir vor, du stehst vor einem Stück Kohle. Schwarz, unscheinbar, schmutzig. Kaum zu glauben, dass dieses simple Mineral einst die Welt revolutionierte – und heute zum Symbol für alles geworden ist, was wir in unserer Energieversorgung hinter uns lassen müssen.

Der Hunger nach Energie

Kennst du das? Du steckst morgens deinen Wasserkocher ein, scrollst durch dein Smartphone und startest nebenbei den Laptop – ganz selbstverständlich fließt der Strom, der all das möglich macht. Doch dieser Komfort hat eine lange Vorgeschichte, die mit rauchenden Schloten und schwitzenden Arbeitern begann.

Die Zeit der Kohle geht zu Ende, eine neue Ära der Energiegewinnung bricht an.

Im 16. Jahrhundert stand Großbritannien vor einer Krise: Die Wälder waren nahezu abgeholzt, der Hunger nach Brennstoff wuchs ungebremst. In dieser Not erwies sich die Kohle als Rettung – und als Fluch zugleich. Sie lag in großen Mengen direkt unter den Füßen der Briten, wartete nur darauf, gefördert zu werden. Was folgte, kennst du aus den Geschichtsbüchern: die industrielle Revolution, angetrieben von der Energie der "schwarzen Diamanten".

Der Preis des Fortschritts

Doch der Fortschritt hatte seinen Preis. In den Minen schufteten Menschen unter unmenschlichen Bedingungen, sogar Kinder mussten in die engen, dunklen Schächte hinabsteigen. Die Luft in den Städten wurde so dick vom Kohlequalm, dass selbst am helllichten Tag Laternen brennen mussten. Eine ganze Generation wuchs in Städten auf, in denen der Himmel nie wirklich blau war.

Wenn ich heute durch meine Stadt laufe und die klare Luft einatme, wird mir bewusst: Wir haben aus dieser Geschichte gelernt. Die alten Kohlekraftwerke verschwinden nach und nach aus unserer Landschaft, machen Platz für Windräder und Solarparks. Das ist gut so, denn die Kohle hat ausgedient – als Energieträger, nicht aber als Mahnmal.

Die Ironie der Geschichte

Ist es nicht ironisch? Die gleiche industrielle Revolution, die durch Kohle ermöglicht wurde, brachte uns letztlich die Technologien, die wir heute brauchen, um von der Kohle wegzukommen. Ohne die Dampfmaschinen und Generatoren von damals hätten wir heute keine Windturbinen und Solarzellen.

Besonders faszinierend finde ich dabei den Kontrast: Während ein einzelnes KI-Training heute so viel Strom verbraucht wie ein deutscher Haushalt in zwei Jahren, begann alles mit einem simplen Stück Kohle, das in einem Ofen verbrannt wurde. Die Energiefrage treibt uns heute mehr um denn je – nur dass wir jetzt nach Lösungen suchen, die unseren Planeten nicht zerstören.

Der Wendepunkt

Wir stehen an einem historischen Wendepunkt. Die Zeit der Kohle geht zu Ende, eine neue Ära der Energiegewinnung bricht an. Das ist keine einfache Transformation – auch heute noch hängen viele Arbeitsplätze und regionale Wirtschaftskreisläufe an der Kohle. Doch anders als im 16. Jahrhundert haben wir heute Alternativen.

Die Geschichte der Kohle lehrt uns etwas Wichtiges: Technologischer Fortschritt muss nicht auf Kosten von Mensch und Umwelt gehen. Wir haben die Chance, es diesmal besser zu machen. Wenn wir die Energiewende vorantreiben, schaffen wir nicht nur sauberen Strom – wir schreiben auch ein neues Kapitel in unserer Energiegeschichte.

Julie Wild wird jedes Jahr ein Jahr älter.
Steht oft unter Strom. Diese Spannung kostet nix.

Dein Teil der Geschichte

Du fragst dich vielleicht, was das alles mit dir zu tun hat? Eine Menge! Denn die Entscheidungen, die wir heute treffen, werden die Energielandschaft von morgen prägen. Jedes Mal, wenn du den Lichtschalter betätigst, bist du Teil dieser Geschichte. Die Frage ist nur: Willst du Teil einer Geschichte sein, die von schmutziger Kohle erzählt – oder von sauberer, nachhaltiger Energie?

Die Kohle hat uns einen wichtigen Dienst erwiesen. Sie hat uns den Weg in die moderne Welt geebnet. Doch wie alle guten Dinge muss auch ihre Zeit zu Ende gehen. Lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass die nächsten Kapitel unserer Energiegeschichte von Innovation, Nachhaltigkeit und Verantwortung erzählen.


Dieser Artikel ist Teil der Serie "Strom – Die unsichtbare Macht" und erscheint im Rahmen unserer Berichterstattung über die Energiewende.

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