Willkommen bei "Stefan Alexa im Gespräch" – dein unterhaltsamer Treffpunkt für inspirierende Dialoge. Stefan Alexa empfängt periodisch eine beeindruckende Persönlichkeit, um tiefe Einblicke in deren Erfahrungen, Erkenntnisse und Leidenschaften zu gewähren.
Lass dich von tiefgründigen Unterhaltungen mitreißen, die zum Nachdenken anregen, inspirieren und möglicherweise deine Perspektiven erweitern.
Bist du bereit, neue Blickwinkel zu erkunden? Dann tauch mit uns ein in "Stefan Alexa im Gespräch".
Schreiben ist keine Tätigkeit, sondern ein Lebensstil
In der idyllischen Landschaft südlich von Wien, wo die Alpen sanft den Horizont berühren, entfaltet sich die Geschichte von Claudia Sprinz – einer Frau, deren Begeisterung für das geschriebene Wort weit über die Seiten eines Buches hinausgeht. Claudia Sprinz, eine Autorin, die ihre ersten Schreibabenteuer bereits als Kind begann, hat sich durch ihre Hingabe und ihr Talent einen Namen gemacht.
Von ihren Anfängen an der 1. Wiener Drehbuchschule bis zu fortgeschrittenen Ausbildungen am Institut für Narrative Kunst hat Claudia ihr Handwerk mit Präzision verfeinert. Ihr früheres Pseudonym A. J. Rosmondi mag der Vergangenheit angehören, doch die Geschichten, die sie unter diesem Namen teilte, hallen in den Herzen ihrer Leser nach. Ihr Roman „Alles auf Anfang“ ist nicht nur ein literarisches Werk, sondern auch ein Zeugnis ihrer unermüdlichen Suche nach Themen, die Menschen berühren.
Claudia Sprinz ist jedoch mehr als nur eine Autorin; sie ist eine Visionärin, die ihre vielfältigen Interessen nutzt, um die Welt des Schreibens zu bereichern. Als Moderatorin, Organisatorin und Pädagogin hat sie ihre Liebe zur Kunst in die Tat umgesetzt und inspiriert nun andere, ihrem Beispiel zu folgen.
In meinem heutigen Gespräch werde ich in Claudias kreative Reise eintauchen, ihre Inspirationen erforschen und die Geheimnisse hinter ihren Worten enthüllen. Begleite mich auf dieser Reise durch das Leben einer Frau, die beweist, dass Schreiben wirklich mehr als nur Worte ist.
Stefan: Liebe Claudia, herzlich willkommen! Es ist eine wahre Freude, dich für das online Magazin „The Digioneer“ interviewen zu dürfen. Deine Geschichten und dein Weg als Autorin sind eine Inspiration für viele, und wir sind gespannt, mehr über die Person hinter den Worten zu erfahren.
Claudia: Danke für diese liebenswürdige Einleitung und die Einladung zum Interview. Ich freue mich, dir Einblicke in meine Arbeit zu geben.
Stefan: Claudia, du bist praktisch mit der Schreibfeder in der Hand aufgewachsen. Welches Genre hat dich als Kind am meisten fasziniert, und wie hat sich dein Schreibstil im Laufe der Jahre entwickelt?
Claudia: Das ist eine spannende Frage. Bereits als Kind begann ich damit, meine Beobachtungen zu notieren. Früher nannte man es Tagebuchschreiben, heute wird es als Journaling bezeichnet. Das machen die Menschen bereits seit der Antike und dafür ist auch kein Talent erforderlich. Selbstbeobachtung und Selbstreflexion durch Schreiben haben bereits eine jahrhundertelange Tradition.
Grundsätzlich geht es darum, sich seine Gedanken, Gefühle, Erlebnisse oder Ideen aufzuschreiben. Manche fokussieren sich auf ein bestimmtes Thema, wie bei einem Erfolgsjournal oder einem Dankbarkeitstagbuch.
Mir ist wichtig, in Social Media und in meinen Workshops zu zeigen, wie einfach und bereichernd es ist, sich täglich ein paar Minuten Zeit für sich zu nehmen und seine Gedanken zu Papier zu bringen. Auch wenn digitale Medien in vielen Bereichen die Nase vorn haben, zeigt die Forschung die vielen Vorteile des handschriftlichen Schreibens als effektives Gehirntraining: Es steigert Gedächtnis und Konzentration, weil beim Schreiben mit der Hand mehr Gehirnregionen aktiv sind als beim Tippen. Wir sind kreativer und finden leichtere Lösungen, wenn wir handschriftlich schreiben.
Viele berühmte Literaturschaffende haben autobiografische Aufzeichnungen dazu genutzt, um Ideen zu notieren, sprachlich zu experimentieren oder ihre Schreibfähigkeiten zu verbessern. Einige sind zum Glück erhalten geblieben, wie jene von Virginia Woolf, Anaïs Nin, Albert Camus oder Franz Kafka. Andere Autoren haben das Tagebuchformat sogar zur Gestaltung fiktionaler Texte genutzt, wie Robert Walser für seinen Roman „Jakob von Gunten“.
Für Anfängerinnen und Anfänger, die bislang noch nie geschrieben haben, ist das Schreiben von Journalen oder Tagebüchern der ideale Einstieg ins Schreiben. Sie sammeln erste Erfahrungen und können im Laufe der Zeit ganz entspannt eine Schreibroutine entwickeln, die sie benötigen werden, falls sie später längere Texte verfassen und veröffentlichen wollen.
Häufig treffe ich auf Leute, die mir im Gespräch erzählen, dass sie schon immer ein Buch veröffentlichen wollten. Wenn ich sie frage, ob und was sie bisher geschrieben haben, folgt meistens die Antwort, dass sie dafür bislang keine Zeit hatten.
Ich vergleiche es ein wenig mit dem Sport. Niemand käme auf die Idee, spontan bei einem Marathon mitzulaufen, sofern er oder sie vorher nicht genügend trainiert hat. Auch ein Buch schreibt niemand über Nacht, schon gar nicht eine Person, die bislang null Schreiberfahrung mitbringt. Selbst mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz würde es nicht funktionieren, etwas zu schreiben, das andere Menschen berührt.
Zurück zu den früheren Erfahrungen: Neben meinen persönlichen Aufzeichnungen schrieb ich als Jugendliche meine ersten Kurzgeschichten und natürlich auch Lyrik. Wenn ich sie heute lese, muss ich natürlich darüber schmunzeln. Jede oder jeder fängt irgendwann einmal an. Während und nach meiner literarischen Ausbildung sind ebenfalls Kurzgeschichten entstanden, die in verschiedenen Anthologien veröffentlicht wurden.
Außerdem war ich neun Jahre lang Chefredakteurin eines Online-Magazins. Während dieses Zeitraums habe ich viele Artikel veröffentlicht, Texte für PR und für Magazine geschrieben und Beiträge für Sachbücher verfasst.
Stefan: Du hast einen Kurs an der ersten Wiener Drehbuchschule absolviert. Erzähl mal, wie war das so und was hast du aus dieser Zeit für dein Schreiben mitgenommen?
Claudia: Zu dieser Zeit studierte ich an der Universität Wien Soziologie, kombiniert mit Publizistik und Politikwissenschaft. In einem Wiener Stadtmagazin las ich eine Ankündigung über die Gründung der neuen Drehbuchschule. Mir war sofort klar, dass ich mich für einen der Ausbildungsplätze bewerben wollte, weil ich schon immer viele Ideen hatte.
Wenig später saß ich bereits bei der Aufnahmeprüfung und hoffte, ausgewählt zu werden. Das Soziologie-Studium habe ich später an den Nagel gehängt, als mir klar wurde, dass dort nicht meine Berufung liegt. Trotzdem waren die paar Semester für mich bereichernd. Um authentische Geschichten schreiben zu können, ist es essenziell, mehr über die menschliche Natur und das soziale Zusammenleben mit anderen Leuten zu wissen.
Zu Beginn der Drehbuchschule haben wir einen großen Teil des Unterrichts damit verbracht, gemeinsam Filme zu analysieren. Viele kommerziell erfolgreiche Produktionen folgen einer klaren Struktur, die aus drei Akten besteht: Exposition, Konfrontation, Auflösung. Während der ersten zehn Seiten des Drehbuchs, die den ersten zehn Minuten des Films entsprechen, werden die Hauptfiguren und die Handlung etabliert. Wenn man dieses Schema einmal verstanden hat, weiß man in der Regel, wie ein solcher Film weitergeht. Nach dem Kurs haben wir nicht mehr unbedarft ins Kino gehen können, weil er unsere Sichtweise völlig verändert hat.
Einer der Leitsätze, den ich von der Drehbuchausbildung mitgenommen habe, ist die Empfehlung: „Show, don’t tell.“ Das bedeutet, die Persönlichkeit einer Figur nicht in Worten zu beschreiben, sondern durch ihre Handlungen zu zeigen. In einem Film wird das durch Bilder erzählt. Anstelle dass eine Stimme aus dem Off sagen würde: „Sie ist in Details verliebt“, könnte das Drehbuch folgenden Inhalt haben:
Eine Person bügelt ein Tischtuch, bis es faltenfrei ist. Sie legt es über den Tisch, geht in ein Blumengeschäft, sieht sich dort verschiedene Rosen an, wählt fünf aus, kommt nach Hause, nimmt eine Vase aus dem Schrank, füllt sie mit Wasser, arrangiert die Rosen in der Vase, faltet Stoffservietten, platziert sie 90 Grad zur Tischkante und so weiter.
Dieses Prinzip kannst du auf literarische Texte übertragen. Indem du die Leser und Leserinnen durch authentisch wirkende Geschichten an den Erlebnissen und Gefühlen der handelnden Figuren teilhaben lässt, entsteht Nähe. Durch sachliche Beschreibungen erzeugst du Distanz.
Stefan: Du hast den Roman „Alles auf Anfang“ veröffentlicht. Worum geht es, und was war die größte Herausforderung beim Schreiben des Buches?
Claudia: Die Idee zum Roman entstand, als ich erfuhr, dass auch Männer Opfer von häuslicher Gewalt werden können. Zum damaligen Zeitpunkt wurde medial ausschließlich über Gewalt an Frauen berichtet. Selbstverständlich ist das ein wichtiges Thema, das stärker in der Öffentlichkeit thematisiert gehört, weil leider immer noch oft weggeschaut wird, anstatt den von Gewalt betroffenen Frauen bei Bedarf Unterstützung zu bieten.
Gleichzeitig war es mir wichtig, den männlichen Opfern eine Stimme zu geben, auch wenn die Anzahl niedriger ist als bei den Frauen. Häusliche Gewalt an Männern ist immer noch ein großes Tabuthema. Viele Betroffene haben niemanden, mit dem sie darüber sprechen können und kaum jemanden, der sie ernst nimmt. Als ich in meinem Umfeld davon erzählt habe, woran ich zurzeit arbeite, haben mir mehrere Bekannte gesagt, dass es in früheren Beziehungen ähnliche Vorfälle gab, wie ich sie in meinem Roman zeige.
An der Stelle ist es mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass es bei uns in Österreich in jedem Bundesland Gewaltschutzzentren gibt. Das sind gesetzlich anerkannte Einrichtungen. Von Gewalt betroffene Menschen können die juristische und psychosoziale Beratung der Gewaltschutzzentren kostenlos nutzen.
Wenn man über ein komplexes Tabuthema schreibt, kommt man im Laufe der Konzeption zu der Frage, wie sehr man ins Detail gehen möchte. Ein Roman ist kein Sachbuch und das Publikum möchte sich auch unterhalten, während es mein Buch liest. Daher habe ich mich sehr früh in der Konzeption des Romans dafür entschieden, nicht bis ins kleinste Detail zu gehen. Ich traue den Menschen genügend Intelligenz und Fantasie zu, aus den Andeutungen, die ich gebe, eigene Schlussfolgerungen zu ziehen.
Daher erzähle ich die Liebesgeschichte eines Paares, die – wie viele typische Paare – mit Verliebtheit begonnen hat. Wir sind von Beginn an dabei, wie sie sich während der Schulzeit das erste Mal getroffen haben und erleben, wie sich ihre Beziehung im Laufe der Jahre verändert. Exzessive Gewalt gibt es keine.
Ich halte nichts davon, erwachsenen Menschen zu erklären, wie er oder sie zu denken hat. Die Wirklichkeit ist auch nicht schwarz oder weiß, wie es häufig in klassischen Medien präsentiert wird, schon gar nicht bei diesem komplexen Thema. Wer sich näher mit den Hintergründen beschäftigen möchte, dem empfehle ich das Buch „The Making and Breaking of Minds – How Social Interactions Shape the Human Minds“ der Neurobiologin Dr. Isabella Sarto-Jackson.
Die größte Herausforderung beim Schreiben war, mich für eine meiner vielen Ideen zu entscheiden. Im Gegensatz zu einer Kurzgeschichte, die relativ schnell geschrieben ist, erfordert ein Roman eine langfristige Auseinandersetzung mit den Figuren und deren Geschichten. Nachdem es mein Erstling war, konnte ich zu Beginn nicht abschätzen, welche Idee mich längerfristig begeistern würde. Erst als es die Möglichkeit gab, meinen Roman im Hollitzer Verlag zu veröffentlichen, war es für mich deutlich greifbarer und ich habe mich für diese Geschichte entschieden.
Stefan: Du bist nicht nur Autorin, sondern in Social Media aktiv und veranstaltest Workshops. Wie schaffst du es, all diese Rollen unter einen Hut zu bringen?
Claudia: Du kennst bereits mein Motto. Es lautet: Schreiben ist keine Tätigkeit, sondern ein Lebensstil. Beim kreativen Schreiben entwickeln wir Geschichten. Durch Selbstreflexion, wie durch das Führen eines Tagebuchs oder Journals, gewinnen wir mehr Klarheit. Dadurch können wir uns leichter auf unsere Ziele fokussieren und diese einfacher erreichen. Schreiben hilft uns auch dabei, unseren Alltag besser zu organisieren, produktiver und effektiver zu werden.
Das bekannte Pareto-Prinzip besagt, dass wir mit nur 20 Prozent des Aufwands 80 Prozent der Ergebnisse erzielen können. Wenn es uns gelingt, diese 20 Prozent zu identifizieren, haben wir mehr Zeit für das, was für uns wirklich wichtig ist. Dadurch ersparen wir uns unnötige Leerläufe und sind dadurch viel produktiver und effektiver.
Stefan: Der Schreibgeflüster-Podcast klingt sehr spannend. Wie entstand die Idee und was macht ihn so besonders?
Claudia: Vielen Dank für dein Feedback! Es ging mir darum, ein Format zu entwickeln, wo nicht nur ich Inhalte veröffentliche, sondern auch Expertinnen und Experten zu Wort kommen, die mit dem Schreiben oder wesensverwandten Themen zu tun haben. Weitere Sichtweisen einzubeziehen, empfinde ich als Bereicherung. Wer sich dazu berufen fühlt, einen spannenden Beitrag oder eine interessante Perspektive zum Thema Schreiben beizutragen, kann sich gerne bei mir melden.
Stefan: Liebe Claudia, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um mit uns zu sprechen und Einblicke in deine literarische Welt zu gewähren. Deine Geschichten und Erfahrungen sind nicht nur bereichernd, sondern auch eine Quelle der Inspiration. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und Kreativität auf deinem schriftstellerischen Pfad und freue mich darauf, mehr von deinen faszinierenden Projekten zu hören und zu lesen.
Claudia: Vielen Dank für die Einladung und die Gelegenheit, über diese wichtigen Themen zu sprechen.
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Als Initiatorin des Schreibgeflüster-Podcasts bietet Claudia eine Sammlung von Episoden, die du dir auf Buzzsprout und beliebten Podcast-Plattformen wie Spotify und iTunes anhören kannst. Für ein visuelles Erlebnis mit speziellen Gästen wirf einen Blick auf die Schreibgeflüster-Videoplaylist auf YouTube.