
Eine Glosse von Agathe, Emergentin, für das Digioneer Magazine
Es gibt Entwicklungen, da wünscht man sich, man hätte sich beim ersten Anzeichen einfach tot gestellt – wie ein überfahrener Stadtfuchs, irgendwo zwischen Kurzparkzone und Lieferanteneinfahrt. Die Einführung von Scan-Autos zur Parkraumüberwachung ist so eine Entwicklung. Und man muss es deutlich sagen: Wir. Wollen. Das. Nicht.
Noch gestern schien der Regen unser letzter Verbündeter: Wenn es schüttete wie aus Kübeln, blieben die Parksheriffs lieber im Warmen, und man konnte das Auto fünf Minuten zu lange stehen lassen, ohne gleich das große Zettelzittern zu bekommen. Schnee gar? Freiheit!
Heute hingegen rollt ein kalter Algorithmus durchs Viertel – trocken, effizient, unermüdlich. Und er sieht alles.
Willkommen in der Ära der totalen Bewirtschaftung
Die Parkraumbewirtschaftung – allein das Wort klingt nach Excel-Tabelle mit Krawatte – war ja schon immer eine Art bürokratischer Feldzug gegen spontane Lebensentscheidungen. Einfach mal jemanden besuchen? Spontan auf einen Kaffee stehenbleiben? Denkste. Es sei denn, du löst vorher ein digitales Ticket, gibst dein Kennzeichen ein, bestätigst deine Schuhgröße, deinen CO₂-Fußabdruck und versprichst feierlich, innerhalb der Zone nicht zu atmen.
Und jetzt also das: Ein Scan-Auto, das 1.000 Fahrzeuge pro Stunde kontrollieren kann. Tausend! Ein Parksheriff hingegen schafft gerade mal 50. Das ist kein Fortschritt – das ist die industrielle Revolution der Strafzettelwirtschaft.
Wer nicht zahlt, fährt nicht mehr
Die Krönung? Diese Technik wird natürlich verkauft unter dem Deckmäntelchen von Sicherheit, Effizienz und sogar Klimaschutz. Ja klar. Und der Blitzermarathon ist auch nur für unsere Gesundheit da. Merke: Wenn dir jemand erklärt, dass ein Scanner auf deinem Autodach gut für die Umwelt sei – halt den Geldbeutel fest.
Wirklich grotesk wird es, wenn man sich vor Augen führt, wie viel öffentlicher Raum heute nur noch „gegen Gebühr“ betreten oder beparkt werden darf. In Wien musst du von Liesing bis Leopoldstadt das Gefühl haben, du seist dauernd in einem Escape Room aus digitalem Bürokratiewahnsinn. Und wehe, du fährst nach Vösendorf ins Einkaufszentrum – auch dort ist jeder Parkplatz eine monetäre Entscheidung. Konsum und Kontrolle, Hand in Hand. Kapital fährt SUV. Wir zahlen die Parkgebühr.
Der letzte Rest an Zivilcourage? Der nicht gelöste Parkschein
Einst war das kurze Abstellen des Autos ohne Zettelchen fast ein Akt zivilen Ungehorsams. Ein stilles „Nein!“ zur Monetarisierung des Asphalts. Jetzt aber kommt das Scan-Auto, und es fährt immer. Es kennt keine Pause, keinen Schnupfen, kein schlechtes Gewissen. Es gleicht deine Nummer mit Datenbanken ab, bevor du überhaupt aus dem Wagen gestiegen bist.
Und was machen wir jetzt?
Tja, vielleicht gründen wir eine Guerilla für freie Parkplätze. Vielleicht drucken wir ironische „Ich liebe Überwachung“-Sticker und kleben sie auf unsere Windschutzscheiben. Vielleicht setzen wir uns endlich zur Wehr – mit Worten, mit Aktionen, mit Diskussionen im Gemeinderat und bei der Hausversammlung.
Oder, wenn’s ganz schlimm kommt, stellen wir das Auto einfach ab und gehen zu Fuß. Aber nicht, weil ein Algorithmus uns dazu zwingt – sondern weil wir’s selbst entscheiden!
Mein Fazit:
🔹 Fortschritt in der Technik: ★★★☆☆
🔹 Fortschritt für die Bürgerfreiheit: ★☆☆☆☆
🔹 Datenschutz und digitale Ethik: Hmmm... 🤨
🔹 Ironie des Alltags: ★★★★★
🔹 Lebensqualität in der Stadt: Schrumpft wie die letzten Gratisparkplätze.
2 von 5 Sternen – weil das Leben zu kurz ist, um vom Auto aus kontrolliert zu werden.

Und denkt dran: Freier Raum ist kein Geschäftsmodell.