Stell dir vor, du hättest ein Kraftwerk, das die Energie von Meereswellen, Wind und Sonne gleichzeitig nutzt. Ein schwimmendes Wunderwerk, das die Kräfte der Natur bündelt und in verlässlichen Strom verwandelt - egal ob die Sonne knallt oder der Wind peitscht. Klingt zu schön um wahr zu sein? Das schwedische Unternehmen NoviOcean will genau so eine "eierlegende Wollmilchsau" der Energiegewinnung auf den Markt bringen. Ihr NoviOcean Hybrid Energy Converter (NHEC) soll Wind, Wellen und Sonnenlicht in einem einzigen System vereinen. Aber kann dieses Hightech-Floß wirklich liefern, was es verspricht?

Das Hybrid-Kraftwerk

Lass uns einmal tiefer in die Funktionsweise dieses Hybrid-Kraftwerks eintauchen. Im Kern ist der NHEC ein riesiges, schwimmendes Fundament - quasi ein Floß für Energieriesen. Mit seinen über 38 Metern Länge und 140 Tonnen Gewicht ist es am Meeresgrund verankert und kann so die Auf- und Abbewegungen der Wellen nutzen.

Durch dieses Wellenreiten wird Wasser in Tanks gepumpt, das dann mit hoher Geschwindigkeit eine Pelton-Turbine antreibt und Strom erzeugt. Nach Berechnungen von NoviOcean soll dieser Wellenantrieb bis zu 65% der Gesamtenergie des Systems liefern. Nicht schlecht für eine Bewegung, die wir sonst höchstens zum Surfen nutzen, oder?

Aber das ist noch nicht alles! Auf der Oberfläche des Kolosses sind insgesamt 12 Windräder und Photovoltaik-Paneele installiert. Die Windkraftanlagen sollen rund 30% der Energieausbeute beisteuern. Zwar nur ein kleiner Teil von 5%, aber immerhin tragen auch die Sonnenkollektoren ihren Anteil bei.

☝️
Vertikale Windturbinen bieten gegenüber horizontalen Modellen einen entscheidenden Vorteil, wenn es um den Einsatz in extremen Windverhältnissen geht. Während horizontale Windturbinen durch stark schwankende Windgeschwindigkeiten und Turbulenzen an Effizienz verlieren und schneller Verschleißerscheinungen zeigen, sind vertikale Windturbinen stabiler und flexibler. Sie können den Wind aus allen Richtungen nutzen, ohne sich neu ausrichten zu müssen, was sie widerstandsfähiger gegenüber heftigen Windböen und Stürmen macht. Zudem sind sie robuster gebaut, was ihre Lebensdauer und Wartungsfreundlichkeit deutlich erhöht. In rauen Offshore-Bedingungen, wie sie häufig in offenen Meeresgebieten vorkommen, ist diese Konstruktion ideal, um langfristig stabile und sichere Energieerträge zu gewährleisten.

NoviOcean verspricht, dass ihr System bei jeder Wetterlage zuverlässig Strom produzieren kann. Ob Sturm oder Windstille, Sonne oder Regen - der NHEC nutzt einfach die jeweils stärkste vorhandene Energiequelle. Ein ziemlich smarter Schachzug, wenn du mich fragst!

Die Schweden rechnen vor, dass ein einzelner NHEC zwischen 400 und 1000 Kilowatt Leistung bringen kann. Auf einer Fläche von nur einem Quadratkilometer könnten 15 dieser Hybrid-Kraftwerke installiert werden und bis zu 15 Megawatt Strom erzeugen.

Aber NoviOcean denkt noch einen Schritt weiter: Die NHECs sollen in Kombination mit bestehenden Offshore-Windparks errichtet werden. So ließen sich auf der gleichen Fläche von einem Quadratkilometer bis zu 25 Megawatt Energie gewinnen. Ein echtes Energie-Highlight! Und die vorhandene Infrastruktur der Windparks mit Stromleitungen könnte gleich mitgenutzt werden, um den Strom an Land zu transportieren. Praktisch, oder?

Soweit die Theorie. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Können die schwimmenden Hybrid-Kraftwerke von NoviOcean wirklich halten, was sie versprechen?

Zunächst einmal müssen wir die rauen Bedingungen auf hoher See berücksichtigen. Stürme, Wellen und Korrosion setzen den NHEC-Plattformen ordentlich zu. Eine robuste und langlebige Konstruktion ist daher unerlässlich für einen zuverlässigen Dauerbetrieb. NoviOcean hat hier einiges an Entwicklungsarbeit investiert und die Schwimmkörper für extremste Belastungen ausgelegt.

Auch die Wartung und Instandhaltung stellt eine Herausforderung dar. Schließlich sind die Anlagen mehrere Kilometer von der Küste entfernt im Meer stationiert. Für Reparaturen und Inspektionen müssen Spezialschiffe anrücken. NoviOcean arbeitet daher an ferngesteuerten Robotern und Drohnen, die viele Wartungsarbeiten übernehmen sollen.

Pro Contra
Hohe Energiedichte durch Hybridlösung Raue Bedingungen auf See
Wetterunabhängige Stromerzeugung Hoher Wartungsaufwand
Nutzung bestehender Offshore-Infrastruktur Noch keine Langzeiterfahrungen
Skalierbar für große Leistungen Hohe Anfangsinvestitionen

Bisher hat NoviOcean die NHEC-Technologie nur im Labor und mit skalierten Prototypen getestet. Ein Modell in Originalgröße ist aktuell im Bau und soll 2024 in einem ersten Praxistest seine Tauglichkeit beweisen. Sollten die Ergebnisse überzeugen, könnte ab 2030 der kommerzielle Einsatz der Hybrid-Plattformen starten.

Die Herausforderungen sind also nicht zu unterschätzen. Doch das innovative Konzept von NoviOcean zeigt, welches Potenzial in der Kombination erneuerbarer Energiequellen steckt. Wenn es gelingt, die Probleme in den Griff zu bekommen, könnten die NHEC-Kraftwerke einen wertvollen Beitrag für eine zuverlässige und nachhaltige Energieversorgung leisten.

NoviOcean: Saving the Climate with Profitable and Stable Ocean Energy
Prototype NoviOcean No1 Scale 1:7
Share this article
The link has been copied!