Willkommen zu "Stefan Alexa im Gespräch" - deiner wöchentlichen Dosis an inspirierenden Unterhaltungen. Jede Woche lädt Stefan Alexa eine faszinierende Persönlichkeit ein, um über ihre Erfahrungen, Erkenntnisse und Leidenschaften zu sprechen. Tauche ein in fesselnde Gespräche, die dich zum Nachdenken anregen, inspirieren und vielleicht sogar deine Sichtweise verändern. Bereit, neue Perspektiven zu entdecken? Dann lass uns gemeinsam eintauchen in "Stefan Alexa im Gespräch".
NICOLE WALDSCHMIDT - einer faszinierenden Frau auf der Spur.
Nicole Waldschmidt war lange Zeit unter anderem in leitender Position bei den Vermarktungshäusern wie z.B. der ProSiebenSat.1 Media SE und der Mediengruppe RTL tätig. 2015 machte sie sich mit "Your S.T.A.G.E. Consulting" selbstständig. Sie bietet Beratung in den Bereichen Selbstvermarktung, Marketing und Sales und Styling an. Zu ihren Auftraggebern gehörten neben namhafte Unternehmen wie Disney Media Sales & Partnerships, EMOTION.creative und Köln Messe (DMEXCO) auch Selbstständige und Unternehmer*innen.
Nicole ist Age-Diversity-Aktivistin und macht seit 2021 das Thema „Altersvielfalt in Unternehmen“ auf ihren Social Media Kanälen sichtbar.
Sie lebt und arbeitet in Hamburg.
Stefan: Hallo liebe Nicole. Was hat dich eigentlich dazu inspiriert, Self-Marketing-Mentorin für Frauen im schönsten Alter zu werden?
Nicole: Die Zielgruppe hat sich, wie ziemlich typisch für mich, auf unkonventionelle Art und Weise ergeben.
Bis 2020 lag mein Fokus auf der Zusammenarbeit mit Unternehmen und das Coaching für Menschen nahm den kleineren Anteil ein. In der Pandemie stand auch für mich ab Sommer 2020 alles still. Zum Glück kam mir aber zugute, dass die digitale Sichtbarkeit für Selbstständige und Unternehmer:innen an Relevanz gewann und ich so mein komplettes Vermarktungswissen von Positionierung bis hin zum Verkauf an Selbstständige weitergeben durfte. Meine fundierte Business-Coach-Ausbildung unterstützte mich dabei.
Da ich so ein „Weltretter-Gen“ in mir trage, bewarb ich mich im Sommer 2020 für einen Contest, wo Frauen ab 50 gesucht wurden, die zeigen sollten, dass das Leben ab 50 richtig gut ist. Im Frühling 2021 erfuhr ich, dass Miss Germany dahinter steckte (ich übersah dies auf der Seite!) und ich kam mit meiner Botschaft „Mehr Altersvielfalt in Unternehmen“ bis ins Halbfinale. Damit wurde ich für die Zielgruppe der Frauen in meinem Alter sichtbar und meine Instagram-Inhalte zogen Frauen in diesem Alter an.
Viele Frauen fühlten sich von mir ermutigt, da ich sie damals hautnah an all meinen Sorgen & Ängsten, die so eine schlagartige Sichtbarkeit mit sich trägt, teilhaben ließ, aber auch daran, wie ich diese überwand. Es war z.B. ein echtes Brett für mich, Menschen zeitweise täglich darum zu bitten, für mich zu voten. Ich fühlte mich dabei aufdringlich, etwas, was ich im Privatleben tunlichst vermeide!
An der Stelle war Inner Work gefragt. Es galt, herauszufinden, vor was ich mich so fürchte, welche Glaubenssätze mich bremsten und und und. Ich wollte auf gar keinen Fall aufgeben, da mir die Botschaft so wichtig war und weil mich der Ehrgeiz packte 😉.
Was mir dabei half, gebe ich natürlich auch an Kund:innen weiter. In meiner Generation schlagen sich viele Menschen mit ähnlichen Themen rum, daher fühlen sie sich von mir vollständig gesehen. Viele von uns sind beispielsweise Kinder von traumatisierten Eltern und waren deshalb schon als Kinder sehr erwachsen und liefen „nebenher“ oder mussten sich gar als Kinder schon um die Eltern kümmern. „Ich bin nicht wichtig“ oder „Ich darf mich nicht wichtig nehmen“ steckt vielen von uns „in den Knochen“. Nur ein Beispiel!
Ich bin selbst 57 Jahre alt und stellte zudem vor einigen Jahren fest, dass Freundinnen ab ca. 45 Jahren immense Probleme haben, einen neuen Job zu bekommen, selbst bei großartiger Vita. Viele erfinden sich dann nochmal neu und da ich dies nach meiner Zeit bei den Medien auch selbst stemmte, kann ich da in jeder Zelle mitfühlen und weiß emotional wie auch fachlich ziemlich genau, was wir in solchen Situationen brauchen.
Stefan: Wie unterstützt du deine Coachingkundinnen dabei, ihr Potenzial zu entfalten und sich sichtbar zu machen?
Nicole: Jedes Coaching ist individuell. Ja, ich halte auch fachliche Workshops für mehrere Teilnehmer:innen, die vor allem Positionierung, Zielgruppe, zielgruppen-affine Plattformen, Storytelling etc. beinhalten und es kommt bald noch Workshops zum Thema „Positive Ausstrahlung & Optimismus“, aber in die Tiefe gehe ich im 1:1.
Generell berate & coache ich ganzheitlich. Konkret: Ich unterstütze bei der Vermarktung über alle Medienplattformen und ich sehe Kundinnen auch als Mensch. Sichtbarkeit bringt nämlich allerlei ungefragte Meinung und Wertung aufs Tablett – hierzu bedarf es einer ordentlichen Portion Stärke & Selbstwert.
Die wichtigste Frage kommt am Anfang: Wo steht der Mensch? Was braucht er? Was will er erreichen? Und dann ermitteln wir die Schwerpunkte unserer gemeinsamen Arbeit.
Oft sind sich die Frauen gar nicht über ihr Potenzial bewusst, und dann gehen wir auf Spurensuche mit Fragen wie: „Was hast Du als Kind schon gerne gemacht?“ oder „Wofür bekommst Du immer wieder Komplimente?“. Witzigerweise wird noch immer das unterschätzt, was uns am leichtesten fällt. Dann kann es nix Besonderes sein. Dabei liegt dort oft unser größtes Talent begraben! Ich ergänze gern noch, was ich in der Person sehe.
Nach diesen Stunden gehen die Frauen immer besonders beseelt raus. Das ist ohnehin mein Ziel: Menschen 2 Köpfe größer machen und sie mit Glücksgefühlen „zu entlassen“.
Mit speziellen Tools und Fragen an die Kundinnen erarbeiten wir dann das Ziel inkl. einem Aktionsplan hin zum Ziel.
Bei der Sichtbarkeit dann haben die meisten von uns ordentlich Hürden in sich. Den meisten schlottern bereits bei einem LinkedIn-Post die Knie.
Oft hilft es schon, Ängste, wie die Angst vor Bewertung, gemeinsam mit Argumenten zu entkräften und anschließend ins Tun zu kommen. Ja, das „ins Tun können“ ist extrem wirksam. Denk doch mal dran: In unsere Festanstellungen haben wir auch keinen Coach her zitiert, weil plötzlich mehr Leute als geplant bei der Präsentation saßen. Dann sind wir da durch und beim nächsten Mal war es schon leichter.
Wir müssen aufhören, die Dinge zu kompliziert zu machen! Damit geben wir den Menschen auch noch mehr das Gefühl, dass etwas mit ihnen nicht stimmt. Das kann nicht Sinn der Sache sein!
Falls sich Kundinnen aber wie mit einem starken Gummiseil vom Tun zurückgezogen fühlen und es einfach nicht geht, gehen wir an Glaubenssätze, formulieren Affirmationen und tauchen etwas tiefer.
Dazu kommt, je nach Vorwissen, Definition der Zielgruppe, Definition der Plattformen, Formulierung eines Angebotes, Formulieren der ersten Postings gemäß Positionierung, Texten derer Website oder Nachhilfe, damit sie es selbst machen können und und und.
Ganz individuell – zugeschnitten auf das, was sie wirklich brauchen!
Stefan: Was sind die wichtigsten Lektionen, die du aus deiner langjährigen Erfahrung in der Vermarktung von Medienhäusern wie Disney, ProSiebenSat.1 oder RTL gelernt hast?
Nicole:
- Bei Briefing & Bedarfsanalyse hartnäckig sein. Je besser das Briefing, desto besser die Ergebnisse für unsere Kunden! Und dabei ist natürlich aufmerksames Zuhören wichtig. Zu Kunden fahren, Laptop aufklappen, präsentieren und gehen wäre wiederum eine Katastrophe.
- Sich in die Lage der Zielgruppen hineinversetzen zu können, ist das A und O für ein passendes Angebot und auch für einen guten Umgang mit Kunden.
- Der Aufbau von guten vertrauensvollen Beziehungen zu Kunden ist essenziell.
- Bei Uneinigkeit geht die Verhandlung erst los!
- Wertschätzung ggü. Mitarbeitenden versetzt Berge. Das Gegenteil vertreibt sie.
- Als Mitarbeitende nicht darauf warten, „entdeckt“ zu werden. Es liegt auch an ihnen, ihren Vorgesetzten zu zeigen und zu sagen, wohin sie wollen. Durch Home-Office ist das noch viel wichtiger geworden!
Stefan: Wie schaffst du es, Positivität und Humor in deinem Leben und deinem Schaffen zu bewahren?
Nicole: Auch ich habe schlechte Tage und herausfordernde Zeiten, dies vorweg.
Es kommt immer darauf an, wie wir mit schwierigen Zeiten umgehen. Und meine Grundeinstellung ist: Ich will ein tolles Leben und dafür mache ich alles, was es dazu braucht. Selbstmitleid muss auch mal sein. Aber ich lass das nicht ausufern. Im Detail:
- Ich bin davon überzeugt, „Veränderungen sind eine grandiose Chance“, daher feiere ich Veränderungen sogar.
- Ich gehe täglich mit offenem Herzen raus und rede hier und da mit fremden Menschen, lobe sie, lache mit ihnen. Da kommt so viel zurück und so habe ich nahezu täglich einen wundervollen Tag. Beschwipst von der Freude, die ich anderen schenkte.
- Meditation: Diese macht mich milde und ich beobachte meine Umwelt daher mit mehr Wohlwollen denn je. Ich meditiere erst seit 2 Jahren, aber dieser Effekt zeigte sich blitzschnell (binnen 2-3 Tagen).
- Stetige Arbeit an meiner Selbstliebe (Selbstwert & auch Selbstfürsorge). Das macht mich unabhängiger vom Urteil anderer und ich achte stärker denn je auf mein Umfeld. Konsequenz: Ich ärgere mich selten ernsthaft über andere.
- In Herausforderungen versuche ich SOFORT, auch das Gute zu erkennen.
Ich glaube fest daran, dass alles seinen Sinn hat. Diese Auftragsabsage, dieses Ärgernis mit dem Vermieter oder die Freundin, die sich in der Not dezent verdrückt. Oder oder!
- Wenn es bei mir dicke kommt, lasse ich meine Emotionen raus und zeige mich auch verletzbar bei meinen Liebsten. Genau das brachte mir die echten Verbindungen.
- Ich konzentriere mich auf das Unerfreuliche, das ich auch (positiv) beeinflussen kann.
- Ich erkenne Skurrilitäten im Alltag und kann mich dann herzhaft amüsieren. Außerdem lebe ich Selbstironie und lache gern über mich selbst und nehme mich mit Freuden selbst auf die Schippe. An manchen Tagen bin ich mir selbst die größte Humorquelle :D.
Stefan: Was sind deine Ziele und Visionen für die Zukunft, sowohl persönlich als auch beruflich?
Nicole:
Privat: Da ich meine Arbeit liebe, sind bei mir privat & beruflich eng miteinander verquickt, aber generell:
Ich möchte mindestens 100 Jahre alt werden, viel Zeit mit tollen Menschen & meiner Familie verbringen und noch ganz viel lachen. Wohnen möchte ich immer dort, wo „meine“ Menschen wohnen. Denn die schönsten Berge und Seen nutzen nichts, wenn ich dort keine Lieblingsmenschen habe. Auch, wenn ich gerne allein bin.
Beruflich: Es folgen gleich vier Visionen (Nische kann jeder 😉). Aber die Hauptvision von mir und somit auch die Klammer für alles, was ich tue, ist, mit meinem Tun etwas zum Positiven bei Menschen und somit auch in der Welt zu bewirken. Los geht’s 😊:
- Als Mensch, die durch und durch divers erzogen und aufgewachsen ist, setze ich mich schon länger für mehr Sichtbarkeit des Themas „Altersvielfalt in Unternehmen“ ein. Hierzu stehen ein Buch und ein konkretes Coachingprogramm für Unternehmen an.
Meine Vision ist es, einen Teil zu einer Welt beizutragen, in der Menschen nicht mehr nach Alter oder oder beurteilt werden, sondern nach ihrem Charakter und ihren Werten.
- Ich liebe Menschen, die sich dem rauen Wind stellen, um sich für das Gute und für ihre Visionen einzusetzen. Daher arbeite ich aktuell daran, meines Coachings noch spitzer auf diese Persönlichkeiten zuzuschneiden. Und diese werde ich auch für Männer zugänglich machen. Denn ich liebe das Miteinander von ALLEN Menschen.
Meine Vision: Möglichst viele Menschen das Zeug in die Hand zu geben, sich für eine positive Entwicklung in dieser Welt einzusetzen.
- Die Welt wäre besser, würde wir mehr in uns ruhen und optimistischer sein. Daher werde ich künftig Selbstliebe-Workshops (Selbstbewusstsein, Selbstwert & Selbstfürsorge) anbieten.
Meine Vision: Einen Teil dazu beitragen, die Welt friedlicher & optimistischer zu machen.
- Ich liebe ältere Menschen & Senioren und habe selbst seit letztem Jahr viel mit den Themen der älteren Menschen zu tun gehabt. Meine Vision ist es, deren Leben noch so schön wie möglich zu machen. Ich weiß noch nicht konkret wie, aber nach 1.) – 3.) kommt das dran.
Stefan: Vielen Dank, Nicole, dass du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten. Alles Gute und viel Erfolg für deine weiteren Aufgaben.