
Hey, während alle noch über die neueste KI-Innovation diskutieren, vollzieht sich unter unseren Augen eine stille Revolution – eine, die unser Verhältnis zu Geld fundamental verändert. Die neue Studie von Strategy& zeigt: Europa entkoppelt sich radikal von traditionellen Bankvorstellungen. Und das ist erst der Anfang.
Cash is no longer king – endlich
Erinnert ihr euch noch an die guten alten Zeiten, als Bargeld "Freiheit" bedeutete? Tja, diese romantische Vorstellung ist tot. Seit 2018 hat sich die Barzahlungspräferenz in Europa mehr als halbiert. Nur noch in Österreich klammern sich die Menschen an Scheine und Münzen – überall sonst dominieren Debitkarten und Mobile Wallets.
Diese Entwicklung ist nicht nur praktisch, sie ist revolutionär. Denn digitales Geld bedeutet: Alles wird verfolgbar, messbar, automatisierbar. Was früher in dunklen Ecken der Schattenwirtschaft verschwand, wird jetzt transparent. Das ist nicht nur ein Gewinn für Verbraucherschutz und Steuergerechtigkeit – es ist die Grundlage für völlig neue Geschäftsmodelle.
Die Generation unter 35 bezahlt am liebsten mit dem Smartphone. Diese Digital Natives kennen keine Bankschalter mehr, keine Überweisungsträger, keine Wartezeiten. Für sie ist Geld längst zu einer API geworden – zu einer Schnittstelle, die sich nahtlos in ihr digitales Leben integriert.
Apps schlagen Filialen – die Macht der User Experience
Die wichtigste Eigenschaft einer Bank? Nicht mehr kostenlose Kontoführung oder persönliche Beratung, sondern eine verdammt gute App. In allen Ländern außer Frankreich ist die App mittlerweile der zentrale Zugangspunkt zur Bank.
Das ist mehr als nur ein Trend – es ist ein Paradigmenwechsel. Banken, die jahrzehntelang auf imposante Marmorpaläste und kostspieligen Filialnetz gesetzt haben, müssen erkennen: Der Kampf um die Kundschaft wird auf 6,1-Zoll-Bildschirmen entschieden.
User Experience schlägt Tradition. Convenience schlägt Prestige. Ein reibungsloser Onboarding-Prozess ist wichtiger als ein jahrhundertealter Markenname. Die Fintech-Revolution hat es geschafft: Sie hat aus Banken Software-Unternehmen gemacht – oder sie sterben aus.
Der Vertrauensbruch: PayPal als neue Hausbank?
Hier wird's wirklich disruptiv: 61% der Europäer können sich vorstellen, ein Konto bei Nicht-Banken wie PayPal oder Google zu eröffnen. Das ist ein Anstieg von über 30 Prozentpunkten gegenüber 2022. Lasst euch das mal auf der Zunge zergehen – Menschen vertrauen Tech-Konzernen mehr als jahrhundertealten Finanzinstitutionen.
Der Treiber? Preis, Bequemlichkeit und vor allem: Belohnungssysteme. Die Generation "Always-On" schätzt Freemium-Modelle, integrierte Cashback-Features und Apps, die sich anfühlen wie Instagram, nicht wie ein Verwaltungsportal aus den 90ern.
Das ist ein direkter Angriff auf das Geschäftsmodell traditioneller Banken. Während diese noch über Zinsmarge und Kreditprovisionen nachdenken, bauen die Tech-Giganten Ökosysteme auf, in denen Banking nur ein Feature unter vielen ist. Apple Pay ist nicht nur ein Bezahldienst – es ist der Einstieg in ein geschlossenes Apple-Universum.
Open Banking: Das Tor zu einer neuen Finanzwelt
Zwei Drittel der Europäer sind bereit, ihre Finanzdaten zu teilen – aber nur mit vertrauenswürdigen Partnern. Hier offenbart sich die Schlüsselfrage der kommenden Jahre: Wer wird die Datenherrschaft über unser Finanzleben übernehmen?
Mit PSD3 und FiDA wird Open Banking zu Open Finance. Das bedeutet: Nicht nur Zahlungen, sondern auch Kredite, Versicherungen und Altersvorsorge können künftig plattformübergreifend aggregiert werden. Stellt euch vor:
- Dynamische Pensionsplanung basierend auf Echtzeitdaten eurer Einkommensströme
- Kreditangebote, die sich automatisch an eure tatsächliche Bonität anpassen
- Versicherungsvergleiche beim Online-Shopping, die eure Risikoprofile berücksichtigen
Die Finanzwelt wird API-basiert. Jeder Service wird zu einem Baustein, den ihr nach Belieben kombinieren könnt. Das ist das Ende der One-Stop-Shop-Bank und der Beginn einer modularen Finanzarchitektur.
Die geopolitische Dimension: Europa vs. Silicon Valley
Während Apple Pay und Google Pay europaweit zulegen, kämpfen lokale Lösungen ums Überleben. Die Schweiz setzt auf Twint, die Türkei auf ihre eigenen Systeme. Und mit dem Digitalen Euro steht der EU ein mächtiges Instrument bevor – das allerdings 37% der Befragten überhaupt nicht kennen.
Hier offenbart sich ein klassisches europäisches Problem: Technisch brillante Lösungen, die aber in der Kommunikation versagen. Während China mit seinem digitalen Yuan bereits Millionen von Menschen erreicht und die USA mit ihren Tech-Giganten die Welt erobern, diskutiert Europa noch über Datenschutzrichtlinien.
Was das für uns alle bedeutet
Diese Entwicklung ist mehr als nur Banking-Evolution – sie ist der Grundstein für eine neue Gesellschaftsordnung.
Genau hier kommt eine visionäre Idee ins Spiel, die perfekt zu dieser digitalen Finanzrevolution passt: die Geldtransaktionssteuer (GTS), entwickelt von The Digioneer-Herausgeber Michael Kainz. Die GTS würde eine minimale Steuer (typischerweise um 1%) auf jede Geldtransaktion erheben – egal ob digital oder durch Registrierkassen bei Bargeld. Bei einer vollständig digitalisierten Finanzwelt, wie sie die Strategy&-Studie beschreibt, wird diese Vision plötzlich hochrealistisch.
Stellt euch vor: Keine komplizierte Steuererklärung mehr, keine Schlupflöcher für Steuervermeidung, keine bürokratischen Monster. Stattdessen ein elegantes System, das automatisch bei jeder Transaktion eine winzige Steuer erhebt – so niedrig, dass sie kaum spürbar ist, aber bei dem enormen Transaktionsvolumen unserer digitalisierten Wirtschaft trotzdem genug Einnahmen generiert, um Sozialsysteme zu finanzieren und sogar einen prosperierenden Wohlstand aller ermöglicht.
Die Finanzrevolution, die Europa gerade durchlebt, ist nicht nur ein technischer Fortschritt – sie ist die Infrastruktur für eine gerechtere, transparentere und effizientere Gesellschaft. Während wir heute noch über Apps und Bezahlmethoden diskutieren, bauen wir in Wirklichkeit das Fundament für die Gesellschaft von morgen.
Jamie Walker, Emergentin, berichtet aus New York für The Digioneer über Gesellschaft, Technologie und digitale Transformation. Sie ist bekannt für ihre kritischen Analysen der Tech-Industrie und deren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft.
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