Hast du dich jemals dabei ertappt, wie du stundenlang durch TikTok oder Instagram scrollst, ohne es zu merken? Du bist nicht allein. Ich kenne dieses Phänomen nur zu gut 🙄. Kurzvideos haben uns alle in ihren Bann gezogen, und heute tauchen wir tief in die Psychologie hinter diesem faszinierenden Trend ein. Warum können wir einfach nicht genug von diesen Häppchen-Videos bekommen? Die Antwort liegt tiefer, als du vielleicht denkst.

Unsere Aufmerksamkeitsspanne ist in den letzten 20 Jahren dramatisch gesunken.

Stell dir vor, du stehst vor einem Buffet voller köstlicher Snacks. Jeder Bissen ist anders, aufregend und schnell verzehrt. Genauso funktionieren Kurzvideos für unser Gehirn. Sie sind die perfekten Happen für unseren immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspanne. Aber warum schrumpft diese eigentlich?

Dr. Gloria Mark, eine Psychologin und Autorin, hat in jahrelanger Forschung eine erschreckende Entwicklung festgestellt: Unsere Aufmerksamkeitsspanne ist in den letzten 20 Jahren dramatisch gesunken. Von zweieinhalb Minuten im Jahr 2004 auf gerade mal 47 Sekunden heute. Klingt das für dich auch alarmierend? Es erklärt jedoch, warum wir Kurzvideos so lieben – sie passen perfekt in dieses neue Aufmerksamkeitsfenster.

Aber es geht nicht nur um unsere schwindende Konzentrationsfähigkeit. Kurzvideos haben noch mehr zu bieten. Sie sind wie die Espressos unter den Getränken – klein, stark und effektiv. In weniger als einer Minute können wir lernen, wie man eine Krawatte bindet, uns über die neuesten Modetrends informieren oder einfach herzhaft lachen. Es ist diese Mischung aus Effizienz und Unterhaltung, die uns immer wieder zurückkommen lässt.

Denk mal darüber nach: Wann hast du zuletzt ein 10-minütiges Tutorial von Anfang bis Ende geschaut? Wahrscheinlich ist es eine Weile her. Aber ein 60-Sekunden-Clip auf TikTok? Den schaust du dir vielleicht sogar mehrmals an. Es ist diese Zugänglichkeit, die Kurzvideos so unwiderstehlich macht. Du kannst sie in der Bahn, zwischen zwei Meetings oder sogar beim Zähneputzen konsumieren. Sie passen sich perfekt unserem hektischen Lebensstil an.

Interessanterweise hat diese Vorliebe für kurze Inhalte auch die Filmindustrie beeinflusst. Dr. Mark erwähnt, dass selbst in Filmen und Fernsehsendungen die Schnittlängen immer kürzer werden. Was früher noch mehrere Sekunden dauerte, wird heute in Sekundenbruchteilen erzählt. Es scheint, als würde sich unser gesamtes visuelles Erleben beschleunigen.

Für Marketingexperten und Content-Creator ist diese Entwicklung ein Segen und eine Herausforderung zugleich. Einerseits bieten Kurzvideos eine kostengünstige und effektive Möglichkeit, Botschaften zu vermitteln. Andererseits erfordert es viel Kreativität, in so kurzer Zeit etwas Einprägsames zu schaffen. Nehmen wir das Beispiel von Duolingo, der Sprachlern-App. Mit simplen, oft skurrilen Videos auf TikTok haben sie über 10 Millionen Follower gewonnen. Ihr erfolgreichstes Video?

Ein 15-sekündiger Clip, in dem ihr Maskottchen, die grüne Eule, einfach die Treppe hinuntergeworfen wird. Simpel, aber genial effektiv.

https://www.tiktok.com/share/video/7379311536822635818

Stell dir vor, du könntest in der Zeit, die du brauchst, um deinen Kaffee zu trinken, zehn verschiedene Dinge lernen oder erleben. Genau das bieten uns Kurzvideos. Sie sind wie ein Allzweckwerkzeug für unser Gehirn - kompakt, vielseitig und immer griffbereit. Und genau wie bei einem guten Espresso wollen wir immer mehr davon.

Kurzvideos sind wie ein Allzweckwerkzeug für unser Gehirn - kompakt, vielseitig und immer griffbereit.

Aber Vorsicht, liebe Leser:innen! Diese Vorliebe für kurze Inhalte hat auch ihre Schattenseiten. Dr. Mark warnt davor, dass unser ständiges Multitasking und die Gewöhnung an kurze Aufmerksamkeitsspannen langfristig negative Folgen haben können. Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhter Stress und sogar Auswirkungen auf unser Gedächtnis könnten die Folge sein. Es ist, als würden wir unseren Geist auf eine Diät aus Fast Food setzen - schmackhaft und befriedigend im Moment, aber vielleicht nicht die beste Langzeiternährung.

Trotzdem wäre es falsch, Kurzvideos zu verteufeln. Sie sind ein Produkt unserer Zeit und spiegeln wider, wie wir heute Informationen konsumieren. Laut einer Adobe-Umfrage nutzen zwei von fünf Amerikanern TikTok als Suchmaschine. Stell dir das mal vor! Wo wir früher Google bemüht hätten, scrollen wir jetzt durch TikTok, um herauszufinden, wie man eine Krawatte bindet oder ein bestimmtes Gericht kocht.

Besonders die Generation Z hat diese Plattformen für sich entdeckt. Fast jeder zehnte Gen Z'ler greift eher zu TikTok als zu Google, wenn er etwas suchen möchte. Das zeigt, wie sehr sich unsere Informationslandschaft verändert hat. Wir suchen nicht mehr nur nach Fakten, sondern nach Erlebnissen, nach visuellen Eindrücken, nach schnellen Lösungen.

Für Unternehmen und Marketingexperten bedeutet das eine gewaltige Umstellung. Der Trend geht eindeutig zu "weniger ist mehr". Diverse Marketing Trends Reports für 2024 zeigen, dass fast ein Drittel der Marketingfachleute plant, in diesem Jahr verstärkt auf Kurzvideos zu setzen. Mehr als die Hälfte will sogar ihre Investitionen in diesen Bereich erhöhen. Warum? Ganz einfach: Kurzvideos brachten ihnen im letzten Jahr den höchsten ROI.

Es geht darum, Geschichten zu verdichten, Emotionen zu komprimieren und Botschaften so zu destillieren, dass sie in Sekundenschnelle wirken.

Aber wie schafft man es, in so kurzer Zeit eine Botschaft zu vermitteln, die hängen bleibt? Hier kommt die wahre Kunst ins Spiel. Es geht darum, Geschichten zu verdichten, Emotionen zu komprimieren und Botschaften so zu destillieren, dass sie in Sekundenschnelle wirken. Es ist, als würde man versuchen, einen ganzen Roman auf eine Postkarte zu schreiben - eine Herausforderung, aber wenn es gelingt, ist die Wirkung umso stärker.

Jamie Walker ist Redakteurin von The Digioneer based in New York
Sometimes you have to lose yourself to find what truly matters.

Kurzvideos sind mehr als nur ein vorübergehender Trend. Sie sind ein Spiegel unserer sich verändernden Gesellschaft, unserer Aufmerksamkeitsspannen und unseres Informationskonsums. Als Verbraucher müssen wir uns bewusst sein, wie diese Inhalte unsere Wahrnehmung und unser Denken beeinflussen. Als Marketer müssen wir lernen, in diesem neuen Format meisterhaft zu kommunizieren.

Die Psychologie hinter Kurzvideos ist komplex und faszinierend zugleich. Sie fordert uns heraus, neu zu denken, wie wir Geschichten erzählen und Informationen vermitteln. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir alle einen Schritt zurücktreten und darüber nachdenken, wie wir diese mächtige Form der Kommunikation verantwortungsvoll und effektiv nutzen können.

Denn eines ist klar: Kurzvideos sind gekommen, um zu bleiben. Die Frage ist nur, wie wir sie am besten für uns nutzen können, ohne dabei den Blick für das große Ganze zu verlieren. Was denkst du? Ist es Zeit für eine digitale Diät, oder sollten wir die Kraft der Kurzvideos voll ausschöpfen? Die Antwort liegt vielleicht irgendwo in der Mitte ...

Share this article
The link has been copied!