Es klingt zu schön, um wahr zu sein. Man analysiere die Inhalte der URLs, die bei Google am besten für einen Suchbegriff ranken, filtere Gemeinsamkeiten heraus und briefe anschließend ein KI-Tool, das per Knopfdruck einen (nahezu) perfekten Text zu diesem Thema ausspuckt. Dieser muss anschließend nur mehr in ein Content Management System wie WordPress eingefügt und von Google indexiert werden - fertig ist der “SEO Text”. Vorbei sind scheinbar die Zeiten, in denen es lange Recherchen nach den für den User relevanten Inhalten, die Erstellung einer Textstruktur, die Textierung einer aussagekräftigen h1-Überschrift und Keyword-relevante h2- und h3- Überschriften gebraucht hat. Machen KI-Tools wie ChatGPT den Content-SEO-Experten bzw. den SEO-Texter obsolet? Können heute mit Basis-SEO-Know-how und einem KI-Tool vergleichsweise günstig und effizient ganze Websites und Landing Pages erstellt werden? Braucht es am Ende gar keine professionellen Texter mehr?
Googles Meinung zu KI-Tools
Die Antwort ist - wie so oft - jein. Das Thema KI ist kein neues, schon seit vielen Jahren setzt auch Google selbst Künstliche Intelligenz ein, um dem Nutzer das perfekte Nutzererlebnis in der Suchmaschine zu bieten. Geschrieben und designed werden Websites für die User, nicht für Google, so das Credo. Kann ein künstlich erzeugter Text dem hohen Qualitätsanspruch an Texte von Google damit überhaupt gerecht werden? Ja, sagt Google selbst und erstellt im Februar 2023 einen Leitfaden für KI-generierte Inhalte. Denn der Suchmaschine ist es wichtig, dass der User die für ihn relevanten Inhalte zu einem Suchbegriff findet. Ob ein Mensch oder eine Maschine im Hintergrund die Fäden zieht, ist dem globalen Suchmaschinen-Marktführer dabei egal. Spam-Inhalte erstellen oder Fehler machen können beide, ebenso aber potenziell gute Texte erstellen.
Marketing und ChatGPT
Gleichwohl gilt es eines zu bedenken: Künstliche Intelligenz wurde nicht im Jahre 2022 erfunden. Die Reflexion darüber, was KI aus wirtschaftlicher und ethischer Sicht leisten kann und soll, hat aber erst begonnen. Marketing-Experten beginnen damit, KI als leistungsfähiges Tool in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Die ersten einschlägigen Ausbildungen dafür kommen auf den Markt, so z.B. der Diplomlehrgang “Marketing Management mit Künstlicher Intelligenz”. Und nicht nur die Tools selbst entwickeln sich stetig weiter, sondern auch die Auseinandersetzung mit ihnen und Diskussion darüber ist ein anhaltender Prozess. Testen, testen, testen steht an der Tagesordnung. Während die einen bereits auf die KI-Content-Produktion im großen Stil schwören, berichten andere davon, dass Artikel, die allein von einem Tool erstellt werden, kaum in den Google-Index gelangen.

Content-SEO 2.0 in der Praxis
Was heißt das nun für die praktische tägliche Content-Arbeit in der Suchmaschinenoptimierung? Wer schon mit Tools wie ChatGPT gearbeitet hat, weiß: Ein leistungsfähiges Tool muss trainiert werden, Prompts sollten so präzise wie möglich eingegeben und nachjustiert werden. Dann liefert z.B. ChatGPT erstaunliche Ergebnisse in relativ kurzer Zeit. Auch als Inspiration für Themen, Keywords und Struktur können Texter die KI nutzen. Doch die Schattenseite ist: Wenn manche Maschine nicht mehr weiter weiß, erfindet sie zuweilen auch Geschichten und Begebenheiten, die zwar plausibel klingen, aber nicht der Realität entsprechen. “Halluzinieren” nennt man das in der Fachsprache. Und genau hier liegt die Krux. Ohne den journalistischen Grundsatz des Faktenchecks (“Check und Doublecheck”) wird es auch im Jahr 2023 und 2024 sowie darüber hinaus nicht gehen. Zumindest nicht, wenn qualitativ hochwertige Inhalte erstellt werden sollen.
Die klare Empfehlung ist daher, Inhalte immer einem Check auf Plausibilität zu unterziehen, bevor sie live gestellt werden. Dieser Faktencheck kann Stand heute am besten von einem Menschen durchgeführt werden - und so macht KI den Job des Online Marketers zwar nicht obsolet, es verändert ihn aber grundlegend.